Katharina Vahle schaut den Seidenraupen während der E-Learning-Zeit zu Hause beim Wachsen zu.

Seidenraupen im Wohnzimmer und über Kamera beim Wachsen zusehen - Ein Tag mit Katharina Vahle und Martin Scholz

20. Mai 2020

Nun sind die Lehrkräfte der Jahrgangsstufe 4 seit drei Tagen schon wieder im „normalen“ Schulbetrieb und konnten ihre Schülerinnen und Schüler in der Klasse begrüßen. Doch wie waren die Monate der Schulschließung im Rückblick? Katharina Vahle und Martin Scholz, beide Klassenlehrkräfte im Jahrgang 4, berichten.

Wie hat sich eure Arbeit seit Februar verändert? 

Katharina Vahle: Wir saßen viel mehr von unseren Computern als vorher und haben da auch viel gelernt. Wenn wir vor dem Schuljahr gefragt worden wären, ob wir es uns vorstellen können unsere Klassen auch per Videokonferenzen zu unterrichten, dann hätten wir definitiv nein gesagt. Dafür konnten wir morgens ein bisschen länger schlafen und mussten die Tage selbst strukturieren. Das fiel uns manchmal gar nicht so leicht.

Was habt ihr in den letzten Wochen gelernt und für euch mitgenommen?

Martin Scholz: Wir sind deutlich fitter geworden, was die Arbeit mit dem PC betrifft. Wir bearbeiten jetzt PDFs, erstellen Erklär- und Rückmeldevideos und führen Zoomkonferenz durch. Gerade ich habe da viel gelernt und konnte (zum Glück) immer Mal auf Kathis Kenntnisse zurückgreifen. Man merkt auch nochmal deutlich, dass man Lehrer/in geworden ist, um direkt mit Kindern und nicht online zu arbeiten. Das macht einfach mehr Spaß!

Katharina Vahle: Wir machen uns jetzt auch viel mehr Gedanken darüber, wie wir die Arbeitsaufträge formulieren und was die Kinder eventuell antworten könnten. Im Unterricht erklärt man den Auftrag einfach nochmal oder mit anderen Worten. Im E-Learning ist da mit viel mehr Aufwand verbunden.

Ihr seid sowohl privat als auch beruflich ein Team und unterrichtet in der gleichen Jahrgangsstufe. Könnt ihr gut abschalten und die Arbeit mal Arbeit sein lassen? 

Beide: Eigentlich gelingt uns das ganz gut. Es ist sogar ein Vorteil, weil wir uns dadurch die Arbeit teilen können. Es kam aber auch schon vor, dass wir uns bewusst einen Tag nichts Schulisches vorgenommen haben, um mal völlig abzuschalten.

Eure regelmäßigen Teambesprechungen finden auch in der E-Learning-Zeit statt. Habt ihr das ab Woche 1 gemacht oder wann wurde euch bewusst, das etwas fehlt? 

Katharina Vahle: In den ersten Wochen waren wir ja noch nicht alle zurück in Shanghai. Bis dahin haben wir im Jahrgang telefoniert bzw. uns per E-Mail abgesprochen. Die erste Teambesprechung fand aber gleich Ende Februar statt, als wir alle zurück waren. Unser Compound ist von Anfang an relativ locker mit Besuchern umgegangen. Daher haben wir als erstes zu uns eingeladen. Zu der Zeit konnte man sich ja auch noch nicht überall treffen.

Martin Scholz: Dadurch wir gleich zu Beginn die Treffen durchgeführt haben, hat uns da eigentlich auch nie was gefehlt. Wir haben nur alle gemerkt, wie gut das für uns ist und wie viel Spaß das macht. Man kann so auch schneller und einfacher (als per Mail) den Unterricht aufeinander abstimmen.

Wenn ihr all eure Aufgaben aus der E-Learning-Zeit in einen Tag packen würdet, wie würde dieser Tag aussehen?

Katharina Vahle: Puh, da wäre wohl nicht viel mit Schlafen. Wir müssten gleich 0:00 Uhr mit den Zoomkonferenzen beginnen. Bis wir mit der ersten Runde durch sind, ist es 2:00 Uhr. Wir können ja nicht parallel aus der Wohnung zoomen. Von 2:00 Uhr bis 6:00 Uhr würden wir dann am Plan für die kommende Woche arbeiten. Von 6:00 Uhr bis 8:00 Uhr geht es dann in die zweite Zoomrunde für die Spätaufsteher bzw. die Kinder aus Deutschland. Bis 12:00 Uhr würden wir wieder an den Wochenplänen arbeiten und diese dann hochladen.

Martin Scholz: Von 12:00 Uhr bis 15:00 Uhr ginge es dann in die beiden Zoomkonferenzen für die Kinder, die Fragen zu den Aufgaben haben oder etwas nicht verstanden haben. Das sind meistens kleine Gruppen, mit denen wir gemeinsam den Wochenplan abarbeiten. Von 15:00 Uhr bis 19:00 Uhr würden wir die ersten Rückmeldevideos erstellen um dann gleich wieder in die letzte Runde der Zoomkonferenzen zu gehen. Von 21:00 Uhr bis 24:00 Uhr drehen wir die letzten Rückmeldevideos und der Tag wäre geschafft.

Martin Scholz kümmert sich um das Essen für die Raupen und zerschneidet Maulbeerbaumblätter.

Katharina Vahle: Fast! Zurzeit haben wir ja im Sachunterricht das Thema Seide. Normalerweise ziehen wir gemeinsam mit den Kurzen kleine Seidenraupen in der Schule auf. Da das ja noch nicht ging, kamen die Tiere per Post zu uns nach Hause.

Martin Scholz: Aber nicht nur bei uns ist jetzt ordentlich Leben in der Bude. In bestimmt 40 weiteren Haushalten hat in den letzten Tagen das große Krabbeln begonnen. Und diese Viecher brauchen echt viel Zuneigung. Und jetzt sind wir gespannt und gemeinsam in der Klasse über das Wachstum und das Verpuppen der Raupen auszutauschen.

Vielen Dank für euren Einblick und einen guten Start in die Offline-Zeit.

Alle Bilder © Deutsche Schule Shanghai