Daniel Fritsche am Arbeitsplatz zu Hause

Montag ist der neue Sonntag - Ein Tag mit Sekundarstufenlehrer Daniel Fritsche

21. April 2020

Seit Wochen haben die Lehrkräfte der Sekundarstufe ihre Schülerinnen und Schüler schon nicht mehr gesehen – zumindest nicht im Klassenraum. Kleine Kacheln auf Monitoren repräsentieren die sonst mal ruhige, mal trubelige Schülerschar im Klassenzimmer. Experimente werden anstatt im Fachraum in der heimischen Küche nachgestellt und die Ergebnisse per Video oder Foto festgehalten. So zum Beispiel auch in Wasser aufsteigende Teigklumpen während des Gärungspraktikums in der Jahrgangsstufe 11 – ein Lernauftrag von Daniel Fritsche, Lehrer für Biologie, Chemie und Sport an der DSSH.

Daniel, was kann man sich unter einem Gärungspraktikum vorstellen?

Kurz gesagt: Backen für die Wissenschaft. Also was ist der Unterschied – biologisch gesehen – zwischen einem Teig mit und ohne Hefe und wie sieht man das? Hefepilze, auch als fakultative Anaerobier bezeichnet, können auch ohne Sauerstoff Energie gewinnen. Wie kann man das nachweisen? Indem man zum Beispiel einen Hefeteig in Wasser legt und ihn somit vom Sauerstoff abschirmt. Durch den alkoholischen Gärprozess im Teig – ausgelöst durch die Hefepilze – entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2). Das Kohlenstoffdioxid (CO2) lockert den Teig so lange, bis seine Dichte geringer ist als die des Wassers, das Teigbällchen steigt auf und schwimmt auf dem Wasser. Meine Biokurse im Jahrgang 11 haben dazu Versuche zu Hause gemacht. Entstanden sind dann leckere Beiwerke – Apfelkuchen oder Brot.

Zur alkoholischen Gärung gab es ein Erklärvideo von dir. Wie bist du darauf gekommen deine Wochenpläne mit Videos zu ergänzen? Für welche Fächer machst du das und warum?

Wir wurden von Seiten der Schulleitung dazu ermutigt, es zu versuchen. Des Weiteren verwende ich ohnehin in über 90 Prozent der Fälle PowerPoint als unterstützendes Medium. Da war es dann nur noch ein kleiner Schritt diese Folien individuell zusammenzustellen und zu vertonen. Es gibt zahlreiche Programme dafür, die sehr einfach zu bedienen sind. Die Erklärvideos mache ich vor allem für Biologie und Chemie. Das geht sehr schnell und für die Schüler ist es eine enorme Unterstützung. So kann ich im Video das fokussieren, was wichtig ist! Außerdem kann ich auch Dinge aus dem Wochenarbeitsplan ausführlicher ansprechen (zum Beispiel ob und wie die Aufgaben bewertet werden). Bei der Verwendung von Videos aus dem Internet sind die Inhalte meist anders aufbereitet oder entsprechen nicht den Inhalten, die ich benötige. Außerdem muss man die Videos mühsam suchen und auch erst anschauen. Dann mache ich es lieber selbst und außerdem macht es mehr Spaß!

Die schnelle Eingreiftruppe für das E-Learning: Ein Teil der insgesamt 12 Personen umfassenden Mask Force

Du bist Mitglied in der Task Force? Was ist das für eine Gruppe und was macht ihr da?

Eine Task Force ist eine schnelle Eingreiftruppe. Direkt am Anfang der E-Learning-Phase, am Ende der Woche 1, wurde die Gruppe ins Leben gerufen und wir haben uns beim Gründungstreffen in Mask Force umbenannt – ohne Maske ging vor einigen Wochen ja nichts. Unsere Aufgabe war es die Sekundarstufenkoordinatoren und die IT-Abteilung zu entlasten und den Kollegen direkt hilfreiche Tipps und Ideen zu geben, wie sie das E-Learning-Angebot interessanter gestalten können. So hat die Gruppe zum Beispiel überlegt, welche Rückmeldungen zu den eingereichten Schülerarbeiten sinnvoll sind und welche Dateiformate sich dafür eignen. Die Erfahrungen der ersten Tage haben dann auch gezeigt, dass es gut ist, eine Zeitangabe auf dem Wochenarbeitsplan zu vermerken, damit die Schüler den Umfang der Aufgabe besser einschätzen können. Wir haben auch geschaut, welche Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Schülern und Lehrern etabliert werden können oder haben Umfragen unter den Eltern, Schülern und Kollegen gemacht, um unsere Anregungen noch lösungsorientierter zu gestalten.

Was hast du in den letzten Wochen gelernt und für dich mitgenommen?

- Wie schwierig es ist, ein Erklärvideo sauber einzusprechen (Ich sage nur Füllworte)

- Wie man Bilder (in Word) komprimiert

- Wie man Videos erstellt und diese komprimiert

- Wie wichtig ein organisierter Tagesablauf ist! (Chatten, Wochenarbeitspläne, Bewertung etc…)

- Wie schwer es manchmal ist, einen „Schlussstrich“ zu ziehen!

Wenn du all deine Aufgaben in einen Tag packen würdest, wie würde ein Tag mit dir aussehen?

Aufstehen, Frühstück, E-Mails und Chats checken und beantworten. Dann den nächsten Wochenarbeitsplan schreiben, Buchseiten einscannen und in ein komprimiertes PDF-Dokument umwandeln, Arbeitsblätter und Erwartungshorizonte erstellen oder bearbeiten, Erklärvideos aufnehmen. Inhaltlich ist jetzt alles vorbereitet, es geht also ans Hoch- und Runterladen: Dokumente in OneDrive/Kurstagebuch hochladen, Arbeitsergebnisse der Schüler OneDrive/Kurstagebuch checken, teilweise herunterladen (jpeg) und in ein Format konvertieren, das ich besser digital korrigieren kann, Korrekturen wieder hochladen, Rückmeldungen für jeden Schüler schreiben. Nun geht es in die Meetings: MS-Teams Meetings mit den Klassen 10 und 11 halten, Zoom-Meetings für die Klasse 9 vorbereiten und durchführen. Dann ist endlich Pause, bevor der nächste Tag beginnt. Ruhiger wird es montags. Dann sind alle Wochenpläne bereits hochgeladen und noch keine bearbeiteten Aufgaben der Schüler da. So ist also der Montag für mich der neue Sonntag.

Vielen Dank für den Einblick in deinen Arbeitsalltag während der E-Learning-Zeit.

akz/PR

Alle Bilder © Deutsche Schule Shanghai